Der Freund – Eine Nachmittagsnovelle

Peter Werner Maria Löw

Alles ist wohlgeordnet. Der namenlose Ich-Erzähler zelebriert diesen Herbstmorgen wie jeden Morgen als ein Ritual. Vom Balkon wirft er einen Blick in die Parkanlagen, um zu prüfen, ob die gestrige Welt noch da ist. Doch dann zerstört die Nachricht eines Freundes die Frühstücksidylle. Er schreibt nur ein einziges Wort, und danach ist nichts mehr, wie es vorher war.

Mit Neugierde und Dankbarkeit beginnt der Ich-Erzähler seinen Tag. Im Salon des Erdgeschosses empfängt ihn der verlockende Frühstücksgeruch. Die Dinge haben ihren Ort und sind kunstvoll inszeniert wie für ein Schauspiel. Er nimmt Platz, um zu genießen, bevor der Tag seinen Lauf nehmen wird, für den er bereits einen genauen Plan vorbereitet hat. Freizeit und Geschäft. DieMitarbeiter sind zu instruieren, einige Projekte zu kontrollieren und ein paar Entscheidungen zu treffen. Doch dann zerstört die Nachricht eines Freundes die Frühstücksidylle.

Peter Werner Maria Löw findet in seinem belletristischen Debüt ebenso zeitlose wie einprägsame Formulierungen für eine Situation äußerster Gefährdung, wenn das Unverhoffte eindringt und jede vorhandene Ordnung außer Kraft zu setzen droht. Neben den eindimensionalen Realitäten des Tagespragmatismus entwirft er seine Parabel um Verantwortung, Freundschaft und Endlichkeit. Aus der eindringlichen Sprache dieser kleinen Novelle erwächst eine Ahnung des Verstehens der großen Zusammenhänge unseres Daseins. Und ein tiefer Optimismus, sich ihnen zu stellen.